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Coronavirus-Infektionen bei immunsupprimierten Patienten - einige Fakten

Immunsupprimierte Patienten haben vermutlich kein erhöhtes Risiko für einen schwereren Verlauf bei einer Infektion mit dem neuen Coronavirus.

Zu diesem Ergebnis kommt der italienische Wissenschaftler Lorenzo D’Antiga aus dem Krankenhaus Papa Giovanni XXIII in Bergamo, Italien. Er recherchierte, wie häufig sich immunsupprimierte Patienten in den beiden vorherigen großen Ausbrüchen mit Coronaviren infizierten und von schweren Verläufen betroffen waren.

Im Gegensatz zu üblichen viralen Erregern, wie z.B dem Influenza Virus oder dem Norovirus konnte nicht gezeigt werden, dass Coronaviren bei immunsupprimierten Patienten eine schwerere Erkrankung als bei anderen Patienten verursachen.

2002 bis 2004 infizierten sich Menschen auf der ganzen Welt mit dem Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus (SARS-CoV). 2012 brach das Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus (MERS-CoV) aus, das bis heute auf der arabischen Halbinsel auftritt.
Während beider Pandemien wurde von keine Todesfälle bei Patienten berichtet, die Immunsuppression nach deiner Organtransplantation oder eine andere immunsuppressive Behandlung erhielten, unabhängig von ihrem Alter.

Eine Immunsuppression galt bei diesen beiden Coronavirus-Ausbrüchen demnach auch nicht als Risikofaktor für einen schwereren Verlauf der Infektion.

Zu den Risikofaktoren für einen schlechten Verlauf zählen statt dessen:

  • fortgeschrittenes Alter
  • männliches Geschlecht und

Komorbiditäten wie:

  • Fettleibigkeit
  • Diabetes
  • Herzerkrankungen
  • Lungenerkrankungen
  • Nierenerkrankungen.

Die Mehrzahl der Viren, die in jüngster Zeit Epidemien mit hoher Sterberate bei Menschen verursacht haben, sind sogenannte Zoonosen, die von Tieren stammen. Viele dieser Viren, einschließlich Coronaviren, erzeugen eine Reaktion des infizierten Körpers als wichtigen Beitrag zum Krankheitsprozess. Unkontrollierte und übermäßige Immunantworten der körpereigenen Zellen sind die Ursache für entstehende Gewebeschäden während der Infektion. Dieser Aspekt können wichtig sein, wenn es um die Infektion eines immunsupprimierten Körpers geht, dessen schwächere Immunantwort ihn schützt.

Erfahrungen mit SARS CoV

Im Jahr 2002 gab es in 30 Ländern einen Ausbruch eines neuartigen Coronavirus, später hieß er SARS CoV, der bis 2003 dauerte. Insgesamt waren 8096 Menschen infiziert, von denen 774 (9,6%) starben.

Die Auswertung der Daten der WHO ergab folgende Sterblichkeiten verteilt nach dem Alter:

  • > 24 Jahre: weniger als 1%
  • 25 bis 44 Jahre 6%
  • 45 bis 64 Jahre 15%
  • < 65 Jahre geschätzt 50%

Risikofaktoren waren hier ebenfalls:

  • fortgeschrittenes Alter
  • männliches Geschlecht und

Komorbiditäten wie:

  • Fettleibigkeit
  • Diabetes
  • Herzerkrankungen
  • Lungenerkrankungen
  • Nierenerkrankungen.

Obwohl erwartet wurde, dass Transplantationspatienten bei einer Erkrankung mit SARS vergleichsweise schlechtere Ergebnisse erzielen, war am Ende des Ausbruchs kein solcher Fall bekannt.

Erfahrungen mit MERS

Das Atmungssyndrom im Nahen Osten ist eine weitere tödliche Zoonose, die durch das Coronavirus MERS-CoV verursacht wird und bei 35% der infizierten Patienten zum Tod führt. Bis zum 28. Februar 2018 gab es 2182 Fälle von MERS-CoV-Infektionen (mit 779 Todesfällen) in 27 Ländern, die der WHO gemeldet wurden.

Zu den Risikofaktoren für schlechte Ergebnisse bei Menschen mit MERS-CoV-Infektionen zählen:

  • fortgeschrittenes Alter
  • männliches Geschlecht und

Komorbiditäten wie:

  • Fettleibigkeit
  • Diabetes
  • Herzerkrankungen
  • Lungenerkrankungen
  • Nierenerkrankungen.

Auch hier war ein immunsupprimierter Status kein Risikofaktor.

Bei der Überprüfung der Sterblichkeitsberichte, die zu SARS, MERS und aktuell zu COViD-19 veröffentlicht wurden, wurde Immunsuppression nach Transplantation oder durch Chemotherapie oder andere Erkrankungen nicht als Risikofaktor benannt.

Erfahrungen aus dem Bergamo

Im Lebertransplantationszentrum im Krankenhaus Papa Giovanni XXIII in Bergamo, Italien in dem über 700 Kinder bisher lebertransplantiert wurden, wurden lediglich 3 Kinder positiv, aber ohne Symptome auf CoVid-19 getestet.

Zusammenfassend kommt Lorenzo D’Antiga zu dem Schluss, dass die Auswertung aller zur Verfügung stehenden Daten zu früheren und jetzigen Coronavirus-Ausbrüchen darauf hindeutet, dass immunsupprimierte Patienten, im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung kein erhöhtes Risiko für einen schwereren Verlauf von Lungenerkrankungen durch Coronaviren haben.

Die Risikofaktoren für einen schweren Verlauf bleiben die oben genannten:

  • fortgeschrittenes Alter
  • männliches Geschlecht und

Komorbiditäten wie:

  • Fettleibigkeit
  • Diabetes
  • Herzerkrankungen
  • Lungenerkrankungen
  • Nierenerkrankungen.

 

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