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Sind Transplantierte stärker CoVid-19 gefährdet?

Sind Transplantierte stärker CoVid-19 gefährdet als die Normalbevölkerung? - Eine Einschätzung von Professor Klemens Budde von der Charité in Berlin.

Wir haben Professor Klemens Budde, leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Internistische Intensivmedizin an der Charité Berlin, nach seiner Einschätzung des Corona Risikos für Transplantierte gefragt:

Professor Budde:

„In der Literatur und in den bisherigen Erfahrungen aus China, sowie aus persönlichen Gesprächen mit Ärzten aus Parma, Barcelona, Frankreich, Wien und Madrid ist bisher keine Besonderheiten (also besonders häufig schlimme Verläufe) der Transplantierten gegenüber der Normalbevölkerung bekannt.

In der Normalbevölkerung werden in seltenen Fällen besonders katastrophale Verläufe verzeichnet, dies trifft auch auf transplantierte Patienten zu. Bisher ist (noch) nicht von einer Häufung besonders schlimmer Verläufe bei transplantierten berichtet worden. Der erste Bericht aus Wuhan hat nur über 5 Patienten berichtet, die alle wieder gesund wurden. In der Zwischenzeit sind aber auch fatale Fälle von transplantierten Patienten bekannt geworden.

Wir selber haben bisher 2 Patienten im Charité Virchow Klinikum stationär behandelt, die beide recht gut verlaufen sind, obwohl der eine Patient fast 80 Jahre ist.
Prinzipiell kann man 2 Gedanken theoretisch diskutieren: der eine, dass die Unterdrückung des Immunsystems schlecht ist und die Patienten daher besonders gefährdet sind. Davon sollten wir prinzipiell ausgehen, also lieber etwas zu vorsichtig.

Dem gegenüber steht aber eine andere Theorie, nämlich dass die Überreaktion des Immunsystems zu den schweren Lungenproblemen führt. Experimentell werden sogar Hemmstoffe des Immunsystems wie Kortison und Tocilizumab gegeben.

Aktuell setzten wir einen fast identischen Wirkstoff wie Tocilizumab zur Therapie der Abstoßung ein. Auch gibt es überraschende Ergebnisse in Bezug auf Tacrolimus (z.B. Prograf, Advagraf, Envarsus) und Mycophenolat (z.B. CellCept, Myfortic). Im Labor hemmen die beiden Medikamente das Virus. Ob diese Laborversuche aber auf den Menschen übertragbar sind ist sehr fraglich.

Also nichts genaues weiß man nicht, aber derzeit gibt es auch keine Anzeichen für einen regelhaft katastrophalen Verlauf bei transplantierten Patienten.
Daher sollten wir weiterhin erst mal vorsichtig sein, die Hände waschen und Abstand halten, aber es besteht garantiert kein Grund zur Panik. Und bei Problemen sind in die Charité genügend Betten frei!“

Hinweis: Prominentes Beispiel einer Crovid-19-Infektion ist der herztransplantierte Triathlet Elmar Sprink, über den wir hier berichten ➜